FERNSEHFRIEDHOF.DE
WESSIFIZIERUNG durch FERNSEHEN
TV-Lektionen für eine Gesellschaftstransformation
Teil 6: Nachwehen
Wann: ???
Z-Bar, Torstraße, Ecke Bergstraße, 10115 Berlin
Die Jahre sind ins Land gegangen und so, wie der Palast der Republik bald ganz verschwunden ist, hat sich ein ganzes Land scheinbar verflüchtigt. Im Alltag schließen die Menschen, die dort gelebt haben, ihre Erinnerungen an diese Zeit in sich ein. Auf medialer Ebene gibt es gewisse kleine Fenster – wahlweise Streichelzoos der Nostalgie und Betroffenheit oder talkshow- bzw. spiegeltvreife Dauerproblemfälle –, in denen der Osten noch Osten ist. Und genau mit diesen kleinen Fensterchen für die Anwesenheit der Vergangenheit in der Gegenwart beschäftigt sich die Soziale Skulptur des Fernsehfriedhof.de. Das wird garantiert Super Illu-ster!
FERNSEHFRIEDHOF.DE
jeweils am ersten Montag
Eintritt frei, Spenden werden nicht abgelehnt
Jean-Paul Sartre
was bisher geschah …
… erfahren Sie bei reproducts.de.
… und so funktioniert’s:
von der Exhumierung der Flimmernden Fernsehleiche
bis zur würdevollen Trauerfeier in der Z-Bar:
reproducts und Abteilung DG schaffen jeden ersten Montag eines Monats in der Z-Bar, Berlin-Mitte, Torstraße, Ecke Bergstraße um 20 Uhr die Soziale Plastik FERNSEHFRIEDHOF.DE. Die von Menschen geformte Skulptur widmet sich der mittlerweile fast vergessenen Form des gemeinsamen Fernsehens. Dies geschieht aus zwei Gründen. Einerseits muss dem Fernsehen endlich die museale Würdigung im aktiven Erleben zukommen, die dieses Medium verdient hat. Fernsehen ist eine kollektive Kulturleistung von unglaublich vielen Menschen, die von noch viel mehr Menschen wahrgenommen wird. Theater, Oper, Ballett, Literatur sind schön und gut und wahr. Aber da wir Menschen im Grunde Abgucker und Nachahmer sind, wird unser soziales Miteinander maßgeblich von Massenmedien eingeübt. Die Geistesblitze aus den Elfenbeinturmkämmerchen setzen zwar den Keim dafür, die Verbreitung der Saat aber übernehmen die Vorturner in den Serien, Magazinen und Shows. Womit auch schon der zweite Grund berührt wäre. Klar, das Internet ist heute das Massenmedium, dass das Fernsehen in ganz vielen Bereichen ablöst und rückstandslos ersetzt (hat). Aber ebenso wenig wie das Fernsehen das Buch verbrannt hat, wird das Web das TV verbrennen. Denn der größte Vorzug des Internets ist zugleich das größte Manko. Wir können zwar alles jederzeit nach dem je eigenen Drehbuch auf dem maximal individualisierten Schirm haben, aber den kollektiven Moment JETZT gibt es nur im Fernsehen. Diese einzigartige Qualität wird die kuscheligen Tatort-Familien jedes Schweiger-Massaker überleben lassen. Und erst recht wird keinen Menschen je das disparate, zeitversetzte Gucken einer Fußballspiels reizen. Da zählt nur der atomuhrgeeichte Moment. Und schon die Differenzen der Übertragungswege zwischen Kabel, DVBT und Internet führen zu Aufständen, weil die eine Kneipe bereits jubelt, während die andere noch nicht weiß, wo der Ball hinfliegt. Wir Menschen sehnen uns nach dem Moment, dem einen, den wir gemeinsam erleben. Und genau das kann uns das Web nicht bieten. Und wenn es das tut, dann geriert es sich wie – Fernsehen. And that’s the real thing.
Wie auf dem echten Friedhof mit den wirklich toten Geliebten werden wir uns also des Lebens im Moment bewusst. Und genau das wertzuschätzen und die Muster in der Zeit zu erkennen, üben wir jeden ersten Montag im Monat ein.
FERNSEHFRIEDHOF.DE ist eine Soziale Plastik von reproducts und Abteilung DG.